Das Bärenfell: Ursprünglich ein Siegeszeichen nach einer Begegnung auf Leben und Tod. Inzwischen ist es eine Prestige-Trophäe oder ein Wohnaccessoire.
Es ist aus Gummibärli zusammengesetzt. Das süsse kleine Gummibärli ist etwas Merkwürdiges – eine spezielle Form der Beherrschung des Wildtiers: der einst gefährliche Gegner wird miniaturisiert und verniedlicht; er kann nun gefahrlos verschluckt werden, unterworfen ganz ohne vorausgehendes Kräftemessen.
Im Kleingedruckten auf dem Säckli steht: "Übermässiger Genuss kann zu Durchfall führen." Darin liegt die hinterlistige Ironie von Bürgins Idee: Monströse 28 kg Gummibärli schlagen zurück und stellen die Würde des Tieres im Originalformat wieder her.
KB zitiert auch die europäische Bildtradition: die Jagd als Privileg des Adels, den kulinarischen Aspekt, die Repräsentation der Beute zusammen mit kostbarem Geschirr. Die "zwei Schwestern" nähern sich scheinbar schnuppernd den leeren goldenen Platten: Ist das eine Futterstelle für gehobene Ansprüche (wie in manchen Katzenfutterreklamen), oder werden sie selber darauf serviert werden?
Sind die hellen Spuren noch das Licht, das durch die Blätter des Waldes fällt, oder schon die glänzenden Partien eines Damasttischtuchs auf der reichen Tafel?
Es ist ein gutes Beispiel für Bürgins Methode, ein Sowohl-Als auch sichtbar zu machen, die Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem, am deutlichsten diesmal der Gegensatz von Leben und Tod, an deren Grenze wir uns hier bewegen.
Elke Jezler (Auszug), 2021